Dienstag, 21. Februar 2017

Gott und Gewalt

Jesus ist das vollkommene und unverfälschte Abbild des Charakters Gottes. Er ist nicht nur ein Aspekt des Wesens Gottes. So als könne Gott auch noch ganz anders... Nein, Gott ist nie anders als er sich in Jesus gezeigt hat. Und Jesus demonstriert mit seinem ganzen Leben absolute Gewaltlosigkeit. Sogar bis zum Tod. Vergebung für seine Henker anstelle von Racheandrohung. Unter diesem Blickwinkel müssen all die gewalttätigen Stellen im AT verstanden werden. Sie sind nicht Ausdruck von Gottes Wesen, sondern inspirierte Dokumentation eines sich langsam entwickelnden und klärenden Gottesbildes, dass in der Offenbarung Jesu als Gott mündet.
Die Bibel ist so inspiriert und so authentisch, dass sie auch abbildet, wie sich das jüdische Gottesbild entwickelt hat. Das Gottesbild ist ja nicht vom Himmel gefallen. Abraham kannte Gott zuerst nicht, in Ägypten lernen sie ganz andere Gätter kennen und dann baut sich ein jüdisches Gottesbild auf, das oft auch noch gemischt ist mit den alten Gottesvorstellungen, den Bildern ihrer antiken Umwelt usw. All das wird auf ihr Gottesbild projiziert, von der Bibel dokumentiert, von Gott immer wieder korrigiert und von uns reflektiert im Spiegel der Offenbarung Gottes in Jesus.
 
Wer das liest, entwickelt leider allzu schnell den Gedanken, dass Gott uns gegenüber ja nun nicht mehr gewalttätig sondern gnädig ist, weil Jesus die Strafe und den Zorn und die Rache Gottes auf sich genommen hat.
Dieser Gedanke ist eben heikel. Das ist ja im Kern die Idee von penal substitution. Bei diesem Gedanken wird Gott nicht weniger gewalttätig, er verzichtet nur uns gegenüber auf Gewalt, auf Strafe und Vergeltung, weil er seine Wut und seinen Zorn an Jesus ausgelassen hat. Jesus hat den tödlichen schlag abbekommen, weil er sich dazwischen geworfen hat. Und nur darum bleiben wir verschont. Aber genau dieses soteriologische Modell zementiert eben die Vorstellung eines rachsüchtigen, nach ausgleichender Gerechtigkeit strebenden Gottes, der erst zufrieden sein kann, der erst vergeben kann, wenn jemand bezahlt hat. Aber was ist besonders an Vergebung, wenn vorher jemand dafür bezahlt hat? Das kann doch jeder. Gottes Liebe ist und bleibt Feindesliebe. Er fängt nicht erst an zu lieben, wenn der Feind sich zum Freund gewandelt hat. In Jesus offenbart sich nicht nur eine Methode, wie Gott in Zukunft auf Gewalt verzichten kann, sondern in Jesus offenbart sich das absolut gewaltfreie Wesen Gottes.